Vom Feiern des Alltags und großen Lachkozerten
Judith Mattelé lernte die Arche Paris bei ihrem Freiwilligendienst 2013/2014 kennen. Die Zeit fiel mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Arche zusammen – und Judith war mittendrin. Ab September 2017 lebte sie für ein weiteres Jahr in der Pariser Arche – dieses Mal als „unterstützende Mitbewohnerin“ – und half mit, eine neue Wohngruppe aufzubauen.
Mein Weg zur Arche
Das erste Mal, dass ich etwas von der „Arche“ hörte, war im Frühjahr 2013. Ich befand mich mitten im Abitur und plante gleichzeitig, was ich gerne nach meinem Abschluss machen würde. Ich wollte zunächst ein Jahr ins Ausland gehen, um dort einen Freiwilligendienst zu absolvieren.
Mein Wunschland war Frankreich. Also schlug mir meine Entsendeorganisation, der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IFJD), verschiedene Projekte vor, unter anderem auch „l'Arche“. Und dann ging alles plötzlich sehr schnell: Ich verbrachte eine Orientierungswoche in der Arche von Paris und ab Ende August stand schon der Start meines Freiwilligendienstes an.
Es war eine Reise ins Ungewisse, denn ich hatte nur ein ungefähres Bild davon, was mich erwarten würde. Doch bei meiner Ankunft und nach den ersten Wochen in Paris wurde mir eines schnell klar: Was die Arche besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass jeder Mensch willkommen ist – egal woher er kommt. Ich fühlte mich sofort wohl und fand schnell meinen Platz in der Gemeinschaft.
Den Alltag feiern
Insgesamt verlebte ich ein wunderbares Jahr in der Pariser Arche. Ich bin tollen Menschen begegnet und habe sowohl über mich selbst als auch über das Miteinander viel gelernt. Dazu haben vor allem die kleinen und unerwarteten Momente, die man tagtäglich dort erlebt, beigetragen: ein normales Abendessen unter der Woche, das in einem großen Lachkonzert endet; ein Spaziergang im Park mit anschließendem Picknick; der morgendliche „petit café“ mit einem der Bewohner; der Tee vorm Schlafengehen, der jeden Abend gemeinsam eingenommen wurde...
Natürlich gab es viele Feste zu feiern. Auch unternahmen wir gemeinsam kleine Reisen. Denn wenn es eines gibt, das alle Arche-Einrichtungen richtig gut können, dann ist es das Feiern! Jeder Geburtstag wird zu einem ganz besonderen Ereignis und jeder alltägliche Abend kann schnell zu einem kleinen Fest werden!
Jubiläum: 50 Jahre Arche
Ich hatte das Glück, ausgerechnet in jenem Jahr meinen Freiwilligendienst zu absolvieren, in dem die Arche ihr 50-jähriges Jubiläum feierte. Daher hatte ich ein wunderschön buntes Jahr mit vielen festlichen Veranstaltungen, Reisen und Treffen. Zudem bot sich mir die Möglichkeit, auch andere Arche-Gemeinschaften in Frankreich zu besuchen. Das war eine großartige Erfahrung!
Nach meinem Freiwilligendienst konnte ich den Kontakt zu l'Arche à Paris halten. Jedes Mal, wenn ich wieder zu Besuch war, wurde ich von allen mit offenen Armen begrüßt.
Gründung einer neuen Wohngruppe
Nach drei Jahren in Deutschland, in denen ich eine Schneiderlehre machte, ging ich ein weiteres Mal nach Paris und wohnte wieder in einer der Wohngruppen der Arche – diesmal allerdings als „logée contre service“ (also als unterstützende Mitbewohnerin). Meine Rolle war somit etwas anders, da ich nebenher arbeitete und Praktika machte. Somit war ich weniger präsent in der Einrichtung. Doch gerade so konnte ich dann die gemeinsamen Momente umso mehr genießen.
Ich durfte Teil einer neuen Wohngruppe sein, die im September 2017 im 16. Arrondissement eröffnet worden ist. Diese Erfahrung war besonders wertvoll! Es ist etwas ganz anderes, wenn man gemeinsam mit allen Bewohner/-innen ein neues Zusammenleben gestalten, die Wohnung einrichten und dekorieren, Regeln für ein harmonisches Miteinander festlegen und somit ein Zuhause aufbauen kann. Ein Zuhause, in dem sich alle wohlfühlen, in dem die Werte der Arche bestehen und vermittelt werden. All dies war anders als in eine schon bestehende Wohngruppe zu kommen.
Auch mein zweites Jahr in der Arche Paris war wieder eine unglaublich intensive Zeit und ich kann mit Worten nicht wirklich beschreiben, was ich erlebt habe. Ich glaube, man muss selbst einmal in einer Arche gelebt haben, um genau zu verstehen, was diese Gemeinschaft so einzigartig macht...
Beruflich mit Menschen arbeiten
Seit September 2018 studiere ich Kunsttherapie in Alfter bei Bonn. Ich glaube, dass meine Zeit in der Arche Einfluss auf diese Entscheidung hatte. Denn dort ist es mir ein großes Anliegen geworden, später viel mit Menschen zusammen zu arbeiten. Meine Erlebnisse in der Arche haben mir gezeigt, wie wertvoll das Miteinander ist und wie viel man dadurch über sich selbst lernen kann.